RFC Bierstube Herbst2016 Cover

 

In den letzten drei Spielen gab es für den RFC nur zwei Punkte – zu wenig, wenn es nach den Wildschweinen geht. Heute sollte es gegen den Gegner mit dem so klingenden Namen Bierstube Ober St. Veit wieder zurück in die berüchtigte Erfolgsspur gehen. Doch erfahrene Spieler wissen: Dort herrscht reger Gegenverkehr.

Bierstube war gut in die Saison gestartet und will, genauso wie der RFC, um die obersten Plätze mitspielen. Doch beinahe wäre alles vorbei gewesen, noch ehe es begonnen hatte, denn Bierstube wurde vom Schiedsrichter mit weißen Stutzen nicht aufs Feld gelassen. Aber irgendwoher kamen dann elf Paar schwarze Socken, und die Partie konnte beginnen. Einmal mehr stand dem RFC nicht der gesamte Kader zur Verfügung. Plattner war abwesend, Declan Hiscox laborierte noch immer an einer Verletzung, nahm aber zumindest auf der Bank Platz. Ansonsten spielte der RFC in der gleichen Aufstellung wie auch schon letztes Wochenende. Und wie auch schon sieben Tage zuvor sollte in der ersten Halbzeit nur eine Mannschaft spielen – die Hausherren.

Bereits nach wenigen Minuten schickt Hauptmann Raunig auf die Reise, der kommt aber bei der Ballannahme zu weit vom Tor weg, der Schuss reißt ab und geht daneben. Doch das war der Auftakt für einen RFC-Sturmlauf. Immer wieder wurde die Heimmannschaft über Standardsituationen gefährlich, so segelt ein Freistoß von Hauptmann, 30 Meter vor dem Tor, an Freund und Feind vorbei, ehe er kurz vor dem rechten Pfosten geklärt werden kann. Nach einer Ecke fliegt ein Kopfball nur knapp am gegnerischen Tor vorbei. Vor allem Christoph Fohsl entdeckt in den ersten fünfundvierzig Minuten seine Liebe zur rechten Außenbahn. Er bekommt viele Pässe in die Schnittstelle zwischen die Abwehr und schlägt ein ums andere Mal eine Flanke in die Mitte – ob hoch oder tief, Fohsls rechter Fuß führte ein unkontrolliertes Eigenleben, für Spieler aller Couleur war da kein System auszumachen. Was die Hereingaben natürlich nur noch gefährlicher machte.

Bierstube agiert in den ersten 45 Minuten in einer Art und Weise, die dem RFC sehr entgegenkam. Zwar pressten sie bereits früh die RFC-Abwehr, was ein gepflegtes Herausspielen so gut wie verunmöglichte, allerdings war ihre Abwehrreihe so weit aufgerückt, dass ein einzelner, guter Pass meist ausreichte, um hinter die Verteidigungskette zu kommen. So auch in der 27. Minute. Hauptmann steckt durch auf Fohsl, der alleine auf das gegnerische Tor zuläuft und staubtrocken im linke Ecke versenkt – 1:0 für den RFC und zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient.

Bierstube wird nur ab und zu über Standards gefährlich. Doch eine dieser Ecke wird ihnen fast zum Verhängnis – der Ball wird geklärt, Özdek auf Hauptmann, der muss den Ball nur noch am letzten Abwehrspieler vorbeispitzeln, und Steidl nimmt Tempo auf. Natürlich kommt ihm kein Gegenspieler nach, und auf seinem einsamen Weg zum Tor ist er so unbedrängt, dass er im Kopf bereits alle Jubelvariationen für den folgenden Treffer durchgehen kann. Aber wie jeder unglückliche Stürmer weiß, ist Nachdenken im Fußball eine ambivalente Angelegenheit, was auch immer das über diesen Sport aussagen mag. Steidl jedenfalls hat zu viel Zeit, und schießt den Bierstuben-Torwart direkt auf die Brust. So bleibt es beim 1:0 zur Halbzeit.

RFC Bierstube Herbst2016 1

Unverändert kommen die Teams aus der Kabine, was sich allerdings ändern sollte war das Spiel selbst, und zwar grundlegend. Die ersten zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit waren gekennzeichnet durch hohe Bälle auf beiden Seiten, die eher an den verunglückten Versuch eines Tennisspiels unter Blinden erinnerten als an das von Coach Fohsl geforderte Scheiberlspiel. Bierstube war ein physisch starkes, kompromissloses Team, und sie schafften es, den Spielfluss des RFC beinahe vollkommen zum Erliegen zu bringen. Kleine Fouls nahmen überhand, mehr als einmal tauschten die Spieler noch im Fallen Nettigkeiten aus.
Doch obwohl Bierstube dem RFC-Tor schon viel näher war als in Hälfte eins, eine Großchance konnten sie sich auch jetzt noch nicht herausspielen. Aber auch der RFC blieb über weite Strecken ungefährlich. Einmal kommt es zu einer guten Aktion auf der linken Seite über Steidl, der Ball kommt zu Raunig, der den Tormann überspielt, aber sich nach dem Haken schon fast am linken Strafraumeck wiederfindet. Der Versuch, den Ball über den Torwart ins lange Eck zu schlenzen, schlägt fehl.

Dann sprintet Steidl in ein schwaches Abspiel des Bierstuben-Verteidigers und läuft wieder Richtung Tor. Raunig und Özdek waren mitgelaufen, doch Steidl entschließt sich für den Abschluss – dieser geht leider über das Tor. Es kommt zu den ersten Wechseln – in der 70. kommt Schachner für den gelb-belasteten Zadrazil, zwei Minuten später Popp für Raunig. Und plötzlich ist sie da, die Topchance schlechthin für den RFC im zweiten Durchgang. Popp setzt alleine nach, der Bierstuben-Verteidiger schlägt neben den Ball, Popp legt an der Torauslinie zurück auf Hauptmann. Jetzt ist nur noch ein Verteidiger zwischen Hauptmann und dem Schlussmann der Gäste. Auf der linken Seite kommt Steidl angesprintet, Hauptmann legt den Ball quer, Steidl nimmt sich die Kugel mit. Das war vielleicht ein Kontakt zu viel, denn der Bierstuben-Goalie macht sich gut breit, der Winkel wird immer knapper, der folgende Schuss geht ins Außennetz.

Es benötigt keine Analyse-Größen wie Herbert Prohaska oder Peter Hackmair um zu erkennen, warum sich der RFC in den letzten Spielen nicht für die guten Leistungen hatte belohnen können. Mangelnde Chancenauswertung wird vom Fußballgott mit der Höchststrafe vergolten.  Und so ist es ein Freistoß in der 82. Minute, der sich rechts neben das Tor von Postner senkt, dort wird er von einem Bierstuben-Kopf auf die andere Seite des Tors befördert, in Flipper-Manier kommt der Ball wieder auf die rechte Seite zurück, und während schon jeder die Interesse an diesem unästhetischen Spielzug verloren hat, kommt es im Fünfer zu einem kleinen Getümmel. Ein Bierstuben-Spieler nimmt den Ball, den keiner so richtig klären kann, volley und haut ihn aus kürzester Distanz am chancenlosen Postner vorbei ins Netz – 1:1.

Völlig konträr zum bisherigen Spielverlauf steht es jetzt Gleichstand. Das Spiel wird zerfahrener, Bierstube kann spielerisch nicht wirklich für Gefahr sorgen, der RFC ist jedoch von diesem Ausgleich geschockt. Es wird noch einmal gewechselt, Reither kommt für Özdek und Declan Hiscox für Fohsl, aber die Bemühungen sollten vergebens sein. Mehr als ein paar Halb-Chancen gab es nicht mehr, und der Schiedsrichter beendete die Partie mit einem ungewohnt richtigen Pfiff nach drei Minuten Nachspielzeit.

Somit befindet sich der RFC jetzt auf Platz 6 und damit genau in der Mitte der Tabelle, mit 9 Punkten aus sechs Spielen. Natürlich gibt es hängende Köpfe bei dem Gedanken, was möglich gewesen wäre, nicht nur in diesem Spiel, sondern auch in den Wochen davor. Dennoch, die Liga ist eng, und mit diesem Fußball ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der RFC wieder in die eingangs erwähnte Erfolgsspur findet. Für waghalsige Überholmanöver ist er ja bekannt.   

 

Startaufstellung: 

01 Amos Postner - 45 Liam Hiscox, 77 Clemens Tauber, 32 Tomas Lima, 08 Valentin Zadrazil - 57 Thomas Stiglbauer, 06 Maximilian Hauptmann - 17 Elia Steidl, 19 Halil Özdek, 55 Christoph Fohsl - 09 Markus Raunig

 

Wechsel:

15 Michael Schachner für Zadrazil (70.)

18 Lukas Popp für Raunig (72.)

29 Fabian Reither für Özdek (80.)

22 Declan Hiscox für Fohsl (83.)

 

Tore:

55 Christoph Fohsl

 

Man of the Match:

55 Christoph Fohsl

Nicht nur bei uns zählt jeder Euro:

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