RFC Gerasdorf Herbst 2017

 

Heute war der Tag, an dem der RFC seiner bisher größten Aufgabe gegenüberstand. So groß, dass es eigentlich nichts zu gewinnen gab – nichts oder alles. Pathos ist durchaus angebracht bei diesem Spiel, in dem sich der RFC mit einer Mannschaft messen musste, die nicht nur ein SV statt ein DSG im Namen trägt, sondern auch noch in der Wiener Stadtliga spielt – der vierthöchsten Spielklasse Österreichs. Das bedeutet: frisch gewaschene Dressen am Spieltag, aufgefüllte Trinkwasserflaschen, wer nicht trainiert spielt nicht (also in echt!) und keine Späße wie „Für den Fehlpass bekommst du 100 Prozent meines Fixums“, weil es ein Fixum gibt. Die Rollen waren klar verteilt.

Noch dazu musste das Spiel aus terminlichen Gründen auf dem Heimplatz von Gerasdorf ausgetragen werden. Dank der guten Zugverbindung war die erste große Hürde nicht etwa taktisch gut stehen, sondern taktisch gut den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Aber irgendwie schafften es alle RFC-Spieler – und zahlreiche, laute Fans – zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Das Feld war, ganz im Gegensatz zum letzten Meisterschaftsspiel gegen Elite, unverhältnismäßig groß. Der Rasen wirkte wie frisch gemäht. Es konnte los gehen. Der RFC startete in seiner mittlerweile gewohnten Aufstellung. Vor Postner, der wusste, heute würde er mehr zu halten bekommen als in der gesamten bisherigen Saison, spielten Zadrazil, Roko, Lima und Schützenhofer, die drei zentralen Mittelfeldspieler, die sich heute alle fast durchgehend auf einer Linie befanden und verschoben, waren Özdek, Hauptmann und Fohsl, mit dem etwas mehr taktische Stabilität und Defensivverhalten in die Mitte kommen sollte. Auf den Seiten wie gewohnt Zwickl und Hiscox, als Stürmer diesmal Steidl – zum einen, weil er leicht angeschlagen war und Probleme mit der Hüfte hatte, zum anderen, weil er durch seine Schnelligkeit Nadelstiche setzen sollte. Auf das sonstige Pressing würde man heute, da waren sich alle einig, wohl verzichten.

Die ersten Minuten des Spiels wären gar nicht so übel gewesen, hätte Gerasdorf nicht schon nach 30 Sekunden einen Strafstoß zugesprochen bekommen. Erster Angriff der Gegner, Ball von links in die Mitte, dort kommt an der zweiten Stange der Stürmer zum Abschluss und trifft Lima voll im Gesicht – der Schiedsrichter zeigt anatomische Unsicherheiten und entscheidet auf Handspiel. Der Schütze verwandelt sicher, und es steht 0:1 für den Favoriten (1.). Aber das sollte für lange Zeit das einzige Tor bleiben. Der RFC verteidigte stark, Postner zeichnete sich mehrmals aus, einmal lenkte er einen Ball mit den Fingerspitzen über das Tor, ein anderes Mal war er schneller in der Horizontalen als Arjen Robben bei Körperkontakt. Auch das Verschieben funktionierte gut, immer wieder wurde die Mitte zugemacht und das Spiel auf die Außen verlagert. Zwar konnte Gerasdorf immer wieder auf den Flügeln durchbrechen, doch die Hereingaben waren nicht präzise genug.

Der RFC konnte eine Ecke verbuchen, ansonsten waren die Offensivbemühungen in Hälfte eins überschaubar. Wenn, dann waren es Sprints von Hiscox oder Steidl, die etwas Leben nach vorne brachten, aber die restliche Mannschaft hatte genug damit zu tun, ihre Positionen zu halten, als auch noch konzentriert nach vorne spielen zu können. Mit Ball am Fuß war das Spiel einfach zu schnell, ohne konnte man zumindest die Räume eng machen. Nach einer zwanzigminütigen Pause wegen Fluchtlichtausfall, die Gerasdorf vermutlich nutzte, um ein taktisches Gegenmittel gegen das RFC-Bollwerk zu finden, ging es in die Pause – nur 0:1, nur ein Tor Rückstand.

Die Wildschweine kamen unverändert aus der Pause. Die Devise war klar: Das Ergebnis so lange wie möglich offen halten und bei Ballbesitz Diagonalpässe versuchen – das Feld war groß und die gegnerische Verteidigung weit aufgerückt. Im zweiten Durchgang kam es dann zu mehr Chancen auf beiden Seiten. Erst pariert Postner gut im Eins-gegen-Eins, dann leitet Schützenhofer einen Konter ein und schlägt einen hohen Ball Richtung gegnerischen Strafraum. Der letzte Verteidiger und Keeper von Gerasdorf sind sich uneinig, Steidl sprintet dazwischen, versucht den Ball aus fünfundzwanzig Metern über den zurücklaufenden Keeper zu heben – und scheitert knapp.

In der 60. Minute dann eine Ecke für Gerasdorf. Bisher konnte der RFC die vielen Ecken der Gegner mit konsequenter Manndeckung gut verteidigen, doch dieses Mal war einer der Gerasdorf-Spieler einen Schritt schneller und köpft zum 2:0 ein (60.). Die Vorentscheidung? Vielleicht, aber der RFC gab noch nicht auf. Angepeitscht von den beeindruckenden RFC-Fans gab es eine Chance auf den Anschlusstreffer, als nach einer Ecke des RFC der Ball nur unzureichend geklärt wird, er fällt Hauptmann an der Strafraumgrenze vor die Füße, der zieht ab und verfehlt die linke Ecke nur um Zentimeter. Das sind die Chancen, die du in so einem Spiel machen musst, die Schüsse, die irgendwie reingehen müssen.

Doch es sollte nicht sein, und natürlich war Gerasdorf spielerisch weit überlegen und führte somit verdient. Nachdem die Heimmannschaft schon die Latte getroffen hatte, rückte das gesamte zentrale RFC-Mittelfeld in der 65. Minute zum ersten Mal auf die selbe Seite und eröffnete damit einen Raum, der eiskalt genutzt wurde – mit einem Loch- und anschließendem Doppelpass kombinierte sich Gerasdorf in den RFC-Strafraum, wo Postner dann alleine gegen zwei Gegenspieler chancenlos war – 0:3 (65.).

Aber niemand lässt den Kopf hängen, und das ist vielleicht der größte Sieg des RFC an diesem Abend. Jeder kämpft für jeden, egal was auf der Anzeigetafel steht. In der 77. kommen dann Leonhardsberger und Reither für Schützenhofer und Hauptmann, in der 86. Minute ist auch für den angeschlagenen Steidl Schluss, für ihn kommt Moser. Dem sollte auch die letzte Aktion des Spiels gehören: Nachdem er sich auf der Mittellinie gut im Kopfballduell mit seinem Gegenspieler durchsetzt, ist er plötzlich alleine auf dem Weg zum gegnerischen Tor. Er lässt sich Zeit, überlegt, schließt ab – und trifft die linke Stange. Der Ball springt wieder ins Feld, doch aus der anschließenden Ecke kann kein Kapital geschlagen werden.

Somit geht das Spiel mit 0:3 verloren. Was ist das Fazit einer solchen Partie? Der RFC ist wohl noch nie so lange dem Ball nachgelaufen und hatte selbst so wenig Spielanteil, daher ist es mit einem gewöhnlichen Meisterschaftsspiel kaum zu vergleichen, in dem der RFC selbst das Spiel machen muss. Und doch hat man gesehen, wie konsequent und gut die Wildschweine gegen den Ball arbeiten und wie konzentriert sie bleiben können, wenn sie nur wollen. Mindestens drei größeren eigenen Chancen stehen viele verhinderte Torchancen des Gegners gegenüber. Der RFC wird mit seiner Bewerbung für die Wiener Stadtliga wohl noch einige Trainingslager warten, aber nichtsdestotrotz war das eine Leistung, auf die man stolz sein kann – und die Selbstvertrauen geben kann für das nächste Spiel.

Das wird auch wichtig sein, denn im nächsten Spiel wartet Alxingergasse. Dann heißt es Meisterschaft, Alltag, und doch darf man sich keine Fehler mehr erlauben. Vor allem gegen diesen Gegner, gegen den der RFC letzte Saison kein Spiel gewinnen konnte (ein Unentschieden, eine Niederlage). Da darf auch die Tabellensituation nicht täuschen. Der Gewinner des Abends waren aber eindeutig die RFC-Fans – und wenn die Wildschweine auch nur die Hälfte dieser Stimmung am Samstag auf den Rasen bekommen, wird die Niederlage gegen Gerasdorf vorerst die letzte Niederlage bleiben.

 

Startaufstellung: 

01 Amos Postner - 08 Valentin Zadrazil, 31 Tomas Lima, 33 Robert Kolerovic24 Roland Schützenhofer19 Halil Özdek45 Liam Hiscox, 06 Maximilian Hauptmann, 55 Christoph Fohsl 27 Sebastian Zwickl - 17 Elia Steidl

 

Wechsel:

50 Markus Leonhardsberger für Schützenhofer (77.)

29 Fabian Reither für Hauptmann (77.)

62 Vincent Moser für Steidl (86.)

 

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