Sonntag RFC Herbst 2018

 

Das wirklich letzte Spiel des Jahres 2018 fand am Sonntag in der WAF Gruabn gegen den FC Sonntag statt. Die Gastgeber hatten also gleich doppelten Heimvorteil. Und doch wollte der RFC unbedingt den Schritt in die 3. Runde machen. Letztes Jahr war man dort gegen Ebu Hanife im Elfmeterschießen ausgeschieden, doch der Traum Happel-Stadion wird bekanntlich jedes Jahr aufs Neue geträumt. Noch dazu war der RFC nominell Favorit – traf er doch als Zweitplatzierter der Oberliga auf den Vierten der Unterliga. Doch dieses Spiel war ein Paradebeispiel für das (beinahe) antike Axiom: Der Cup hat seine eigenen Gesetze. Zumal der RFC in ungewohnter Formation begann. Im Tor Postner, davor bildeten Leonhardsberger und Zadrazil die Außenverteidigung. Roko musste diesmal mit Schützenhofer im Innenverteidiger-Zentrum Vorlieb nehmen, denn Lima fiel aus. Im defensiven Mittelfeld lief Özdek auf, davor Hauptmann und Fohsl. Auf den Flügeln startete Zwickl diesmal mit Mietki, im Sturm begann Raunig. Diese Aufstellung trug der Trainingsbeteiligung Rechnung, und so nahmen neben Laurin auch Hiscox und Steidl auf der Bank Platz.

Es gibt seit allerjüngster Fußballvergangenheit den Witz, dass sich BVB-Fans im legendären 4:4 gegen Schalke einfach nur die erste Halbzeit anschauen sollten, da sie in diesen ersten 45 Minuten vier Tore schießen und ihre Gegner regelrecht erdrücken. Nach dieser Maxime hätten alle RFC-Fans nach den ersten fünf Minuten den Platz verlassen müssen. (Sie hätten keine großen Schuldgefühle zu haben brauchen, denn die Mannschaft tat das scheinbar auch.) Doch beginnen wir mit diesen ersten fünf Minuten. Nach einem Abtasten kam der RFC zur ersten Großchance, als Zadrazil auf Hauptmann einwirft, der kommt mit einer Körpertäuschung am Abwehrspieler vorbei und spielt von der Grundlinie flach in den Fünfer, wo Zwickl zum Abschluss kommt, aber nur die Stange trifft. Hier hätte der RFC in Führung gehen können, und womöglich wäre dann alles anders gekommen. Doch da das Abwehrverhalten des RFC in Hälfte eins genauso existent war wie dieser Konjunktiv, kam es anders.

Sonntag dominierte das Spiel nach zehn Minuten komplett. Nach einem Eckball kann Postner einen kurz vor ihm aufspringenden Kopfball durch Übergreifen gerade noch am Pfosten vorbeilenken. Kurz darauf dringt ein Sonntag-Stürmer in den Strafraum ein, legt sich den Ball zu weit vor, Schützenhofer blockt den Ball und der Stürmer geht darauf zu Boden. Die Pfeife bleibt stumm, eine vertretbare Entscheidung des Schiedsrichters (eine von wenigen), aber andere DSG-Schiedsrichter haben hier schon auf den Punkt gezeigt. Einen weiteren Schuss kann Postner ebenfalls gut festhalten. Nach fünfundzwanzig Minuten erneut ein Zweikampf im Strafraum, Schützenhofer spielt zuerst den Ball, dann den Gegner, doch der Schiedsrichter entscheidet diesmal auf Elfmeter. Der Autor will ein „Der Schiri hat das Regelwerk nur bis zum Anstoß gelesen“ vernommen haben, kann dies aber nicht ganz verifizieren. Jedenfalls tritt der Sonntag-Stürmer an, doch Postner ist schnell im rechten Eck und pariert. Damit hat er den RFC einmal mehr vor einem verdienten Rückstand bewahrt. Man könnte denken, dieser Elfmeter hatte auf den RFC Signalwirkung und die Mannschaft würde aufwachen, aber nichts da. Die Wildschweine bekamen weiterhin keinen Zugriff, wie durch ein Wunder (und einen glänzenden Postner) stand es weiterhin 0:0. Das Spiel lief frustrierend, aber auch die Schiedsrichterentscheidungen waren inferior – in der Summe so viele kleine Fehlentscheidungen, dass die RFC-Spieler langsam die Geduld verloren. Innerhalb von zehn Minuten holten sich Fohsl, Hauptmann, Mietki und Poster die gelbe Karte, drei davon wegen Kritik.

In der 30. Minute, kurz nach dem Elfmeter, musste dann Zwickl raus. Er hatte sich schon vorher in einem Zweikampf unglücklich das Knie verdreht, versuchte noch weiterzuspielen, doch es ging nicht mehr. Für ihn kam Hiscox in die Partie. Das veränderte das Spiel aber nicht groß, und in der 40. Minute trat dann das Unvermeintliche ein. Nach einer Ecke kommt es zu einem Gestocher, die Kugel fällt einem Sonntag-Spieler vor die Füße, und der braucht bloß noch aus kurzer Distanz einzuschießen – 0:1 (40.). Man konnte befürchten, dass Sonntag dieses Spiel jetzt nicht mehr aus der Hand geben würde. Doch nur zwei Minuten später die große Überraschung – ein langer Ball Richtung Hiscox, der die Kugel zehn Meter vor der Eckfahne noch von der Outlinie kratzt. Sie fällt Zadrazil vor die Füße, die Sonntag-Spieler rechnen mit einem Einwurf, doch das Spiel läuft weiter. Der Captain nutzt die Situation, bahnt sich mit einem Haken den Weg in den Strafraum, zieht bis zur Torauslinie und spielt Richtung Elferpunkt. Hier möchte der Verfasser kurz innehalten um auf folgendes hinzuweisen: Es war der gefühlt erste Pass in dieser Saison, der von der Torauslinie nicht flach vor das Tor, sondern in den Rückraum gespielt wurde. Und tatsächlich, dort wartet Hauptmann und schiebt zum 1:1 ein (42.). (Wenn es also einen Wunsch zu Weihnachten geben darf, dann der: mehr Pässe in den Rückraum!!11einself!).

Mit diesem mehr als glücklichen Spielstand geht es in die Pause. Die zweite Halbzeit beginnt für den RFC unverändert, doch die Hausherren agieren jetzt verhaltener. Keine zehn Minuten gespielt, Leonhardsberger führt einen Freistoß schnell aus, erwischt damit die Sonntag-Hintermannschaft kalt und schickt Hauptmann auf der rechten Seite, wo sich ein großes Loch aufgetan hat. Der zieht mit dem Ball in den Strafraum, deutet mit rechts an und legt ihn mit links in die lange Ecke – 2:1 für den RFC, Spiel gedreht (53.). Es wird die stärkste Phase der Wildschweine in diesem Spiel. Keine drei Minuten später, Ecke von Fohsl, kein Sonntag-Spieler steigt auf, und so kann Raunig im Stehen aus kurzer Distanz zum 3:1 einköpfen (56.). Das Spiel scheint jetzt in eine ganz andere Richtung zu laufen. Sonntag wirkt geschockt, der RFC mit einer komfortablen Führung. Doch dann ein Freistoß für die Gastgeber an der Strafraumgrenze, etwas links vom Elfmeterpunkt. Der Schütze von Sonntag bringt den Ball über die Mauer und genau ins linke Kreuzeck – Postner ist zwar noch dran, aber dieser Ball war zu gut geschossen, nur noch 3:2 (61.). Danach wird beim RFC gewechselt, für Leonhardsberger kommt Steidl. Dadurch kann Schützenhofer wieder auf seiner gewohnten Position als Außenverteidiger spielen, Fohsl macht den zweiten Innenverteidiger und Steidl rückt ins Zentrum.

Doch nur drei Minuten später eine ähnliche Situation – Sonntag bekommt einen Freistoß nahe am RFC-Tor, diesmal an der linken Strafraumecke, also ein spitzer Winkel. Der Freistoß ist auch eher als Hereingabe gedacht, kommt jedoch ungünstig vor Postner auf, der den Ball via Oberarm ins Tor bugsiert – der einzig unglückliche Moment in diesem Spiel für den bis dato besten RFC-Spieler. Damit steht es wieder Unentschieden, 3:3 (64.). Doch der RFC beweist erneut Moral. Fohsl mit einem langen Ball auf Raunig, der legt technisch gekonnt per Ferse Richtung Strafraum ab, Hauptmann läuft ein, nimmt den Ball mit und schießt den Ball aufs rechte Eck. Ein Sonntag-Spieler grätscht dazwischen und fälscht den Ball unhaltbar ab – 4:3, der RFC hatte das Spiel wieder an sich gerissen (71.). In der 77. Minute kommt dann noch Laurin positionsgetreu für Mietki ins Spiel. Sonntag wird jetzt gezwungenermaßen offensiver, einmal läuft Postner gut heraus und entscheidet das direkte Duell mit dem Sonntag-Stürmer für sich. Kurz darauf scheint der RFC den Sieg klar zu machen – hoher Ball Richtung Mittelauflage, ein Sonntag-Spieler köpft den Ball zu Hauptmann, der nimmt sich den Ball mit dem Knie an und schlägt ihn über die Abwehr auf Hiscox. Hiscox gewinnt das Laufduell mit dem letzten Abwehrspieler und schiebt am Tormann vorbei zum 5:3 ein (80.).

Doch nur kurze Zeit später ist die Spannung wiederhergestellt. Ein Sonntag-Spieler läuft in den Strafraum ein, Roko stellt ihn gut, der Gegner steht mit dem Rücken zu Postner. Doch dann eine flinke Körpertäuschung, Roko lässt den Fuß stehen und trifft den Gegner. Dieser nimmt natürlich dankend an und geht zu Boden, der zweite Elfmeter für Sonntag. Diesmal verwandelt der Schütze trocken – nur noch 5:4 (83.). Doch danach hat der RFC die größeren Chancen. Sonntag wirf alles nach vorne, das ermöglicht Räume um zu kontern. Steidl setzt sich auf links durch und zieht bis zur Grundlinie, bringt den Ball zur Mitte, der Schuss von Hauptmann geht knapp an der rechten Stange vorbei. Keine zwei Minuten später kann Hauptmann noch einmal abschließen, diesmal geht der Ball übers Tor. Auch Hiscox und Laurin brechen mit ihrer Schnelligkeit immer wieder durch, werden aber jedes Mal von einem Sonntag-Verteidiger zu Fall gebracht, ehe sich eine gefährliche Situation entwickeln kann.

Doch dann ist Schluss, der RFC gewinnt eine irre Partie mit 5:4 und steht in der 3. Runde des DSG-Cups. Was war passiert? Das weiß wohl niemand so genau. Fakt ist, dass der RFC mit einer etwas ungewohnten Aufstellung und nach einer langen Saison große Konzentrationsprobleme aufwies, sowohl gegen den Ball als auch im Spielaufbau. Vor allem in der ersten Hälfte fehlte es völlig an Ideen im Spiel nach vorne. Dazu traf man mit Sonntag auf ein fußballerisches starkes Team, das auch in der Oberliga sicher mithalten könnte. Zuletzt zeigte man sich bei gegnerischen Standards sehr schwach – die vier Tore fielen aus einer Ecke, zwei Freistößen und einem Elfmeter. Dennoch, ein Spiel, in dem man fünf Tore erzielt, kann nicht ganz schlecht gewesen sein. Am Ende des Tages hat der RFC auch seine letzte Aufgabe in diesem Kalenderjahr erfolgreich absolviert. Blickt man zurück, sieht man eine phänomenale Saison – von wettbewerbsübergreifenden 14 Pflichtspielen wurden 11 gewonnen, es gab ein Unentschieden und zwei Niederlagen (nur eine davon gegen ein DSG-Team, die andere gegen den Stadtligisten Gerasdorf). In der Liga ist man mit 28 Punkten ganz oben dabei im Titelkampf (zum Vergleich: letzte Saison hatte man nach der Hinrunde 18 Punkte), im DSG-Cup steht man in der nächsten Runde und erwartet mit Royal Vienna einen Gegner aus der 1. Klasse (die aber, man hat es gegen Sonntag gesehen, keinesfalls unterschätzt werden dürfen – immerhin haben sie die Vienna Internationals aus der DSG Liga hinausgeworfen).

Der RFC hat sich die Winterpause also mehr als verdient. Doch er weiß auch, dass im nächsten Jahr die Karten neu verteilt werden, und dass es noch ein langer und harter Weg ist, bis man die jetzt greifbar wirkenden Ziele auch wirklich erreicht. Noch dazu werden mit Postner (Berlin) und Hauptmann (Montpellier) zwei Spieler die Rückrunde im Ausland verbringen, um sich fortzubilden und an einer Karriere nach der (fußballerischen) Karriere zu arbeiten (für den Fall, dass die Knie irgendwann nicht mehr mitmachen oder sich Präsident Raunig für einen gewinnbringenden Ausverkauf entscheidet). Deswegen noch eine letzte Notiz in eigener Sache: Danke an alle, die sich nicht nur durch die RFC-Spiele in diesem Herbst, sondern auch noch die dazugehörigen Spielberichte gequält haben. Ihr seid die besten Fans der DSG (und darüber hinaus)! Ich hoffe, wir lesen uns alle zu Beginn der neuen Saison wieder (und dann vielleicht schon in der DSG Liga). Bis dahin verbleibe ich mit folgender Vermutung: So befreit Hauptmann kurz vor seinem Weggang aufgespielt hat, so befreit wird der ganze RFC danach weiterspielen. Er hat unzweifelhaft das Zeug dazu.

 

Startaufstellung: 

01 Amos Postner - 50 Markus Leonhardsberger24 Roland Schützenhofer33 Robert Kolerovic08 Valentin Zadrazil  - 19 Halil Özdek - 21 Michi Mietki06 Maximilian Hauptmann, 55 Christoph Fohsl27 Sebastian Zwickl09 Markus Raunig

 

Wechsel:

45 Liam Hiscox für Zwickl (30.)

17 Elia Steidl für Leonhardsberger (61.)

74 Laurin Broda für Mietki (77.)

 

Tore:

06 Maximilian Hauptmann (2x), 09 Markus Raunig, ET, 45 Liam Hiscox

Nicht nur bei uns zählt jeder Euro:

The One and Only:

Für die perfekte Harmonie: